Dienstag, 02.02.2016, 20 Uhr, Welcome Center der Initiative Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf, Heinz-Schmöle-Straße 7, 40227 Düsseldorf (Hinterausgang des HBF, Richtung Bertha v Suttner Platz)
Angesichts der seit August 2015 ausgerufenen "Flüchtlingskrise" herrscht in Deutschland helle Aufregung: Politiker und Parteien streiten über den künftigen Umgang mit der unerwünschten Zuwanderung. Und die Bundesbürger/innen tun ihr Bestes, um ihr Land in dieser schwierigen Lage zu unterstützen. Die einen schnüren Willkommenspakete und begrüßen "refugees" klatschend an Bahnhöfen, die anderen sagen "Nein zum Heim" oder zünden letztere gleich an. Bei so viel patriotischem Tatendrang erscheinen Fragen nach den globalen Fluchtursachen, den Zielen der europäischen Flüchtlingspolitik und den Gründen für ihr offizielles "scheitern" (A. Merkel) eher nebensächlich. Völlig ungeklärt bleiben die Gründe für die neue deutsche Flüchtlingspolitik der Bundesregierung und ihre seltsame Willkommenskultur.
Der Vortrag und Diskussion mit Prof. Dr. Schiffer-Nasserie, Hochschullehrer für Migrationspolitik an der Evangelischen Fachhochschule Bochum, behandeln diese Fragen. Dabei sollen unter anderem auch die folgenden Thesen erläutert und begründet werden:
- "Flüchtlingskrise" herrscht 2015 in Europa nicht, weil massenhaft Menschen fliehen müssen und viele dabei ums Leben kommen.
- "Flüchtlingskrise" vermeldet die EU und besonders Deutschland, weil es Flüchtenden neuerdings massenweise gelingt, ihre Grenzen zu überwinden.
- Dass so viele Menschen weltweit auf der Flucht sind, ist Ausdruck der politischen und ökonomischen Weltlage und zeugt von ziemlich viel Zerstörung a) in den Herkunftsstaaten, b) den Anrainer- und Transitländern und c) in den EU-Staaten Süd- und Osteuropas. Die Bundesrepublik Deutschland und ihre weltweit agierenden Unternehmen sind daran nicht unbeteiligt - im Gegenteil.
- "Gescheitert" (A. Merkel) ist die bisherige europäische Flüchtlingspolitik insofern, dass die Opfer der ökonomischen Weltmarkterfolge deutscher Unternehmen und westlicher Weltordnungskriege nicht mehr wie bisher durch Rücknahmeabkommen und das Dublin-Verfahren zuverlässig von Kerneuropa ferngehalten werden.
- Auf dieser Grundlage richtet die Bundesregierung ihre humanitäre Flüchtlingspolitik neu aus: Willkommenskultur und Aufnahmebereitschaft einerseits und die Verschärfung der Abschottungspolitik gegenüber Flüchtenden andererseits bilden dabei nur einen vermeintlichen Widerspruch. Denn beide sind unverzichtbar für die innere Ordnung und die äußeren Ansprüche einer imperialistischen Nation...